Ausradiert
von Martin S. Burkhardt
(320 Seiten)
Eine Leseprobe findet Ihr hier
Moritz arbeitet als Kameramann beim
Fernsehen, ist glücklich liiert und eigentlich ein ganz normaler
Typ. Bis er eines Abends entdeckt, dass sein Name im Abspann einer
Reportage fehlt. Ein Missgeschick, denkt er sich und marschiert am
nächsten Morgen in die Produktion. Doch dort erkennt ihn niemand.
Noch total verwirrt fährt er zu seiner Freundin, die ihn direkt an
der Tür abweist mit dem Hinweis, was er sich denn als Fremder
einbilde. Was ist da los?
„Ausradiert“ war mein erster Roman
von Martin S. Burkhardt und lässt mich zwiegespalten zurück. Der
Einstieg in die Geschichte fiel mir irre schwer, der Protagonist ist
ein kleiner Choleriker, aber die Spannung nach der Einführung hat
mich weiterlesen lassen.
Die Geschichte wird von einem
auktorialen Erzähler berichtet. Dabei folgt man aber nur Moritz und
dessen Erkenntnis, dass ihn auf einmal keiner mehr kennt. Von einem
Tag auf den anderen verliert er sein komplettes soziales Leben,
seinen Job und wird auch noch von einer Erscheinung heimgesucht, die
ihn an den Kragen will. Diese Idee fand ich herausragend und auch
interessant. Denn ich stellte mir beim Lesen selbst die Frage: was
würde ich tun, wenn mich auf einmal niemand mehr kennt?
Jedoch macht es Martin S. Burkhardt es
seinen Leser mit Moritz echt nicht einfach. Denn die Hauptfigur ist
weder entspannt noch rational vorgehend. Klar, wie könnte man das
auch, wenn einem die eigene Existenz abhanden kommt? Jedoch reagiert
Moritz teilweise so unsympathisch, dass ich nicht mit ihm gefühlt,
sondern eher gehässig gedacht habe, dass ihm das mal ganz recht
geschieht. Zudem hat der Protagonist einen Hang zu Alkohol, der für
mich zu oberflächlich in den Roman eingebaut wurde. Hier hätte ich
mehr Tiefe bei der Charakterisierung toll gefunden, denn so bleibt
Moritz für mich einfach ein unsympathischer, zum Trinken neigender
Sturkopf.
Das und auch der schwierige Einstieg
machten es mir schwer durchzuhalten. Ab der Mitte wurde ich mit einer
gut durchdachten, ab und an grusligen und spannenden Story belohnt.
Bis dahin war der Weg jedoch steinig und ich stand an so mancher
Seite davor das Buch in die Ecke zu feuern. Am Ende bin ich froh, es
nicht getan zu haben. Denn Martin S. Burkhardt konnte mich mit klugen
Winkelzügen und einer guten Geschichte überzeugen. Toll!
Der Stil des Autors ist gut und flüssig
zu lesen. Seine Erzählweise ist direkt und wirkte ab und an so, als
ob er direkt neben mir sitzt und mir die Geschichte schildert. Eine
tolle Mischung.
Fazit: Ausradiert macht es dem Leser
erst nicht einfach und belohnt ihn dann. Daher kann ich das Buch nur
Lesern empfehlen, die gern mal fighten!